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Vertrauen auf Allâh schließt den Einsatz von Mitteln nicht aus – Teil 2

Vertrauen auf Allâh schließt den Einsatz von Mitteln nicht aus – Teil 2

Unser Prophet und das Gottvertrauen

Unser Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) – Vorbild und Wegweiser all jener, die sich auf Allâh verlassen – bemühte sich nach Kräften um die Mittel, während er gleichzeitig voll und ganz auf seinen Herrn vertraute und sich auf Ihn verließ. Wie Al-Buchârî in seinem „Sahîh“ von Umar ibn Al-Chattâb (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) berichtet, fiel das Vermögen der Banû Nadîr dem Propheten zu. Er entnahm daraus die nötigen Mittel für den Lebensunterhalt seiner Familie für ein Jahr und verwendete den verbleibenden Betrag zur Beschaffung von Kriegsgerät wie Waffen und Pferden, um die Muslime für den Kampf auf dem Wege Allâhs auszurüsten. Ibn Muflih schreibt in „Al-Âdâb As-Schar‘iyya“: „Das zeigt, dass es erlaubt ist, für ein Jahr vorzusorgen. Dies wird nicht als übermäßige Hoffnung (auf ein langes Leben) gewertet, da eine solche Vorsorge sowohl im islâmischen Recht als auch aus Vernunftgründen anerkannt ist. Auch Schu’aib und Mûsâ (Frieden sei auf beiden) praktizierten diese Form der Vorsorge. Damit wird die Ansicht einiger unwissender Asketen widerlegt, dass eine solche Planung mit dem Vertrauen auf Allâh unvereinbar sei.“

Wer das Leben und die Sunna des Propheten Muhammad (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) betrachtet, erkennt sein tiefgreifendes Vertrauen auf Allâh. Dieses Vertrauen stand keineswegs im Widerspruch zu seinem praktischen Handeln und dem Einsatz von Mitteln. Er rüstete sich auf seinen Reisen aus und bereitete Waffen für seine Schlachten vor. Der Prophet plante die Hidschra gemeinsam mit seinem Gefährten sorgfältig vor. Sie wählten den richtigen Zeitpunkt für die Auswanderung, versorgten sich mit Kamelen und Proviant und beauftragten einen erfahrenen Führer. Um ihre Spuren zu verwischen, setzten sie Schafe ein. Am Tag von Uhud trug der Prophet zwei Kettenhemden, obwohl er zu denen gehörte, die auf Allâh vertrauten wie kein anderes Geschöpf Allâhs.

„Al-Mutawakkil“ (der auf Allâh Vertrauende) ist einer der Namen unseres Propheten Muhammad (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken). Atâ ibn Yasâr (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) sagte: „Ich traf Abdullâh ibn Amr ibn Al-Âs (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) und sagte: ‚Erzähl mir von der Beschreibung des Gesandten Allâhs in der Thora.‘ Er antwortete: ‚Aber ja! Er wird tatsächlich in der Thora mit einigen seiner Eigenschaften beschrieben, die auch im Qurân erwähnt werden: »O Prophet, Wir haben dich gesandt als Zeugen, als Verkünder froher Botschaft und als Warner, und als Beschützer der des Schreibens und Lesens Unkundigen (der Araber). Du bist Mein Diener und Mein Gesandter. Ich habe dich Al-Mutawakkil (den auf Allâh Vertrauenden) genannt. Er ist weder grob noch unhöflich, noch lärmt er auf den Märkten, noch vergilt er Schlechtes mit Schlechtem, sondern verzeiht und vergibt«‘“ (Al-Buchârî).

Ibn Battâl schreibt in seinem Kommentar zu „Sahîh Al-Buchârî“: „Al-Muhallib sagte: ‚Sein Wort »Ich habe dich Al-Mutawakkil genannt« bezieht sich auf die Zufriedenheit des Propheten mit wenig Versorgung und sein Vertrauen auf Allâh den Erhabenen, indem er sich auf Ihn für Versorgung und Sieg verlässt, auf Erleichterung nach Bedrängnis wartet und die besten Charaktereigenschaften annimmt.‘“

Fazit

Der Einsatz von Mitteln ist ein Zeichen von wahrem Gottvertrauen, gesunder Religion, richtigem Glauben und starker Gewissheit (Yaqîn). Man sollte sich um den Einsatz von Mitteln bemühen, ohne dabei Allâh als Urheber dieser Mittel aus den Augen zu verlieren. Eine ausschließliche Konzentration auf Mittel zeugt von einem Mangel an Glauben, während der vollständige Verzicht auf Mittel gegen das Gottesvertrauen und die Vernunft verstößt. Ibn Taimiyya schreibt in „Madschmû Al-Fatâwâ“: „Die Annahme, dass Mittel allein für Wirkungen verantwortlich sind, ist Schirk und widerspricht dem Glauben an Allâh als einzigen Schöpfer. Die Leugnung jeglicher Wirkung von Mitteln hingegen zeugt von einem Mangel an Vernunft. Wer sich den vorgeschriebenen Mitteln verweigert, missachtet die islâmische Gebotenlehre.“

Man sollte sich bewusst sein, dass ein gewünschtes Ergebnis nicht garantiert ist, selbst wenn man auf Allâh vertraut und alle notwendigen Maßnahmen ergriffen hat. Denn letztendlich liegt das Ergebnis in Allâhs Hand und hängt von Seinem Willen, Seiner Weisheit und Seinem Urteil ab. As-Sa‘dî erklärt: „‚Und wer sich auf Allâh verlässt‘: d. h. in allen Belangen des Diesseits und des Jenseits, um das zu erlangen, was ihm nützt, und das abzuwenden, was ihm schadet – im Vertrauen, dass Allâh es ihm leicht macht. ‚dem genügt Er‘: Allâh genügt ihm in allen Belangen, in denen er sich auf Ihn verlässt. Vielleicht erfordert die göttliche Weisheit, dass etwas bis zum richtigen Zeitpunkt aufgeschoben wird. Daher sagt Allâh der Erhabene: ‚Wahrlich, Allâh führt Seine Angelegenheit zu Ende‘: Sein Urteil und Seine Bestimmung werden sich durchsetzen. Er sagt auch: ‚Wahrlich, Allâh hat für alles ein Maß bestimmt‘: eine Zeit und ein Maß, das weder überschritten noch unterschritten wird.“

Das Vertrauen auf Allâh bei den Ahl As-Sunna (Sunniten) erfolgt in Verbindung mit dem Bemühen und dem Einsatz von Mitteln. Ohne den Einsatz erlaubter Mittel ist die Behauptung eines wahren Gottvertrauens Ausdruck von Unkenntnis der islâmischen Lehre und entspricht eher einer Nachlässigkeit (Tawâkul und nicht Tawakkul!) als einem echten Vertrauen auf Allâh (Tawakkul). Tawâkul ist lediglich ein angebliches Vertrauen auf Allâh, ohne die Mittel einzusetzen. Man verlässt sich vielmehr auf andere Menschen. Der Muslim ist verpflichtet, sowohl Allâh um Hilfe anzuflehen als auch selbst für seinen Lebensunterhalt und den seiner Angehörigen zu sorgen.

Tawâkul widerspricht dem islâmischen Glauben, weil es Faulheit, Trägheit und Abhängigkeit von anderen beinhaltet. Zu den Erfordernissen und Bedingungen für die Gültigkeit des Vertrauens auf Allâh gehört das Handeln und der Einsatz nützlicher, erlaubter Mittel. Es gibt absolut keinen Widerspruch zwischen dem Vertrauen auf Allâh und dem Bemühen und dem Einsatz von Mitteln.

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