Mitgefühl ist die Frucht der Barmherzigkeit. Es zeigt sich in gegenseitiger Unterstützung und Hilfe für Bedürftige. Das folgende Wort des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) zeigt, dass Mitgefühl aus Barmherzigkeit erwächst: „An dem Tag, an dem Allah die Himmel und die Erde erschuf, erschuf Er hundert Teile Barmherzigkeit. Jeder Teil der Barmherzigkeit reicht vom Himmel bis zur Erde. Einen Teil legte Er auf die Erde. Durch diesen Teil haben die Mütter Mitleid mit ihren Kindern und die wilden Tiere und die Vögel Mitleid miteinander. Und am Tag des Gerichts wird Er diesen (Teil der Barmherzigkeit mit den anderen 99 Teilen) vollenden“ (Muslim).
Wer anderen Gutes tut, tut in Wirklichkeit vor allem sich selbst Gutes. Wer mit den Menschen mitfühlend ist und Gutes tut, erhält dafür seinen Lohn in dieser Welt und im Jenseits. Äußerlich tut er anderen Gutes, in Wirklichkeit tut er sich selbst Gutes. Allâh der Erhabene sagte: „Und was ihr für euch selbst an Gutem vorausschickt, das werdet ihr noch besser und großartiger belohnt bei Allâh finden“ (Sûra 73:20). Dieser Vers ähnelt einem anderen: „Wer ist es denn, der Allâh ein schönes Darlehen gibt? So vermehrt Er es ihm um ein Vielfaches. Allâh hält zurück und gewährt, und zu Ihm werdet ihr zurückgebracht“ (Sûra 2:245).
Wenn der Muslim sich sicher ist, dass Allâh der Erhabene es ist, der die Almosen entgegennimmt, um sie mit dem besten Lohn zu vergelten, so freut er sich über die gute Tat, die Allâh ihm zu tun ermöglicht hat. Diese Bedeutung wird in Allâhs Wort deutlich: „Wissen sie denn nicht, dass Allâh es ist, der die Reue von Seinen Dienern annimmt und die Almosen nimmt, und dass Allâh der Reue-Annehmende und Barmherzige ist?“ (Sûra 9:104).
Der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) bestätigte dies mit den Worten: „Wer auch nur eine Dattel von rechtmäßig erworbenem Vermögen spendet – und Allâh nimmt nur Gutes an –, wahrlich, Allâh nimmt sie mit Seiner Rechten entgegen und lässt sie für ihren Besitzer wachsen, so wie einer von euch sein Fohlen aufzieht, bis sie so groß wie ein Berg wird“ (Al-Buchârî).
Der Lohn entspricht der Art der Tat, und der Lohn von Allâh ist noch größer. Der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wer einem Gläubigen eine Sorge von den Sorgen dieser Welt nimmt, dem wird Allâh eine Sorge von den Sorgen des Tages des Gerichts nehmen. Und wer es einem Schuldner leicht macht, dem wird Allâh es in dieser Welt und im Jenseits leicht machen. Und wer einen Muslim bedeckt (d. h. seine Fehler und Mängel verbirgt), den wird Allâh in dieser Welt und im Jenseits bedecken. Allâh hilft Seinem Diener, solange der Diener seinem Bruder hilft“ (Muslim).
Eine Gesellschaft, die vom Mitgefühl geprägt ist, ist zweifellos solidarisch und geeint. Ihre Stärke liegt in ihrer Zusammengehörigkeit, die sie für ihre Feinde unerreichbar macht. Der Islâm ermutigt die Gläubigen daher ausdrücklich zu Mitgefühl und Barmherzigkeit. Der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Du siehst die Gläubigen in ihrer Barmherzigkeit, ihrer Liebe und ihrem Mitgefühl zueinander wie einen Körper. Wenn ein Glied leidet, so leidet der ganze Körper mit ihm durch Schlaflosigkeit und Fieber“ (Al-Buchârî).
Abû Sa’îd Al-Chudrî (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) sagte: „Wir waren mit dem Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) auf einer Reise, als ein Mann auf seinem Reittier kam. Er blickte nach rechts und links. Da sagte der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): ‚Wer von euch ein freies Reittier hat, der soll es demjenigen geben, der kein Reittier hat. Und wer von euch überschüssige Verpflegung hat, der soll sie demjenigen geben, der keine Verpflegung hat.‘ Dann erwähnte er verschiedene Arten von Vermögen, bis wir dachten, dass keiner von uns das Recht hat, etwas zu behalten, das er nicht braucht“ (Muslim).
Abû Sa’îd betont in dieser Überlieferung die Hilfsbedürftigkeit eines Mannes und das Mitgefühl des Propheten. Dieser ruft die Muslime dazu auf, dem Mann zu helfen und bedürftige Menschen aus ihrem Überfluss zu unterstützen. Die Reaktion der Gefährten ging so weit, dass sie dachten, es sei nicht rechtmäßig, etwas vom Überschuss an Essen, Getränk, Reittier oder anderen Dingen zurückzuhalten. Das gehört zur Selbstlosigkeit.
Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) nahm sich der Sorgen der Menschen auch in gottesdienstlichen Angelegenheiten an und bemühte sich, sie zu erleichtern und ihnen die Schwierigkeiten und Nöte zu nehmen, damit sie die Anbetung nicht aufgaben. Ein Beispiel dafür ist sein Rat an die Imâme: „Wer von euch die Menschen im rituellen Gebet führt, der soll es erleichtern, denn unter ihnen sind Schwache, Kranke und Alte. Und wer von euch das rituelle Gebet allein verrichtet, der soll es so lange verrichten, wie er will“ (Al-Buchârî).
Imâm Muslim verzeichnete von der Mutter der Gläubigen Âischa (möge Allâh mit ihr zufrieden sein), dass sie sagte: „Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) verschob das Nachtgebet (Ischâ) eines Nachts, bis ein großer Teil der Nacht vergangen war und die Leute in der Moschee eingeschlafen waren. Dann kam er (aus seinem Gemach) heraus und verrichtete das Gebet. Dabei sagte er: ‚Wahrlich, dies ist (eigentlich) seine (normale) Zeit, aber ich möchte meiner Umma keine Schwierigkeiten bereiten (und daher verrichten wir es gewöhnlich früher, AdÜ).“ So pflegte er das Ischâ-Gebet sehr früh zu Beginn der Gebetszeit zu verrichten, um seiner Umma keine Schwierigkeiten zu bereiten.
Obwohl der Prophet wusste, dass seine Gefährten auf ihn warteten, um gemeinsam das freiwillige nächtliche Gebet (Qiyâm Al-Lail) zu verrichten, unterließ er es, aus seinem Gemach herauszukommen, um mit ihnen gemeinsam zu beten, damit ihnen diese Praxis nicht zur Pflicht wird und sie sie als Belastung empfinden. In Sahîh Al-Buchârî wird von der Mutter der Gläubigen Âischa (möge Allâh mit ihr zufrieden sein) überliefert, dass der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) eines Nachts (im Ramadân) mitten in der Nacht hinausging und in der Moschee betete. Einige Männer beteten mit ihm. Am Morgen sprachen die Leute darüber. Am nächsten Abend kamen noch mehr zusammen und beteten mit ihm. Am Morgen sprachen die Leute darüber, und in der dritten Nacht waren noch mehr Menschen in der Moschee. Da ging der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) hinaus, und sie beteten mit ihm. In der vierten Nacht war die Moschee zu klein für die Menschen, so dass er nur zum Morgengebet hinausging. Nach dem Fadschr-Gebet wandte er sich an die Anwesenden, sprach das Glaubensbekenntnis und sagte: „Was nun folgt: Es ist mir nicht entgangen, wo ihr seid. Doch ich fürchtete, dass es (das Tarâwîh-Gebet) euch zur Pflicht gemacht werden könnte, und ihr es dann nicht mehr erfüllen könntet.“