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Korrigieren des Imâms durch eine Person aus den vorderen Reihen

Frage

Wir haben das Fadschr-Gebet hinter einem Imâm verrichtet, und er hat Fehler in der Rezitation der Qurânverse gemacht. Drei Mitbetende aus der letzten Reihe haben ihn (durch die richtige Lesung) korrigiert, doch er hat es nicht gehört, weil sie alle auf einmal lasen. Dann wiederholten sie es, aber es wurde immer noch nicht klar. Der Imâm las daraufhin weiter. Nach dem Abschluss des Gebets erhoben sich die Stimmen und man kritisierte ihn.
Wie ist es zu beurteilen, wenn die Leute laut werden und den Imâm kritisieren?

Antwort

Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!

Diese Leute machen einen Fehler, wenn sie ihre Stimme gegen den Imâm erheben. Der Imâm ist ein Vorbild. Man soll ihn ehren und darf ihn nicht schlechtmachen.

Es ist vorzuziehen, dass diejenigen, die (unmittelbar hinter dem Imâm) in der ersten Reihe stehen, die Aufgabe übernehmen, dem Imâm zu helfen, wenn er in der Rezitation durcheinanderkommt, denn so kann er ihre Stimmen besser hören. Auch sollte lediglich eine einzige Person die Korrektur des Imâms vornehmen, damit er nicht verwirrt wird und so der eigentliche Nutzen der Korrektur verloren geht.

Hinter dem Imâm sollten daher Leute von Verstand und Wissen stehen. Die Mitbetenden müssen sich von Unstimmigkeiten zurückhalten und dürfen ihre Stimmen nicht erheben. So heißt es im „Sahîh Muslim“ unter Berufung auf Abdullâh ibn Mas‘ûd: Der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Diejenigen unter euch mit Besonnenheit und Klugheit sollen hinter mir stehen, und dann diejenigen, die ihnen nahe sind (er sagte dies dreimal). Und hütet euch vor dem Durcheinander der Märkte.“

Abû Al-Abbâs Al-Qurtubî schreibt in „Al-Mufhim limâ aschkala min Talchîs Kitâb Muslim“: „Zur Aussage ‚Diejenigen unter euch mit Besonnenheit (Ahlâm) und Klugheit (Nuhâ) sollen hinter mir stehen und dann diejenigen, die ihnen nahe sind‘: Die Worte Ahlâm und Nuhâ bedeuten hier das Gleiche, nämlich ‚Vernunft‘. Nuhâ (im Singular Nuhya) kommt von ‚nahâ‘ (verbieten), denn diese Eigenschaft verbietet bzw. untersagt schändliches Verhalten. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) hat diese Gruppe ausgewählt, damit sie nach vorne kommen, weil sie am besten geeignet sind, eine „Botschaft“ zu übermitteln und im Bedarfsfall einer von ihnen die Leitung des Gebets übernehmen kann. Sie können ihn auch auf Fehler aufmerksam machen, falls solche auftreten. Sie sind eher berechtigt, vorne zu stehen, als andere, weil sie auch in Wissen und Vernunft vorzüglicher sind.“

An-Nawawî schreibt im Kommentar zum „Sahîh Muslim“: „Das Wort des Gesandten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) ‚Und hütet euch vor dem Durcheinander der Märkte‘ bezeichnet hier Streitigkeiten, Auseinandersetzungen, das Erheben der Stimmen, lautes Gerede und Unruhe, wie es dort (auf den Märkten) vorkommt.“

Jedenfalls ist es im Allgemeinen zulässig, dem Imâm weiterzuhelfen, wenn er bei der Lesung durcheinanderkommt. Verpflichtend ist dies jedoch nicht − außer bei der Sûra Al-Fâtiha. Das Gebet bleibt trotz Fehlern des Imâms in der Rezitation gültig, solange der Fehler nicht bei der Fâtiha vorkommt.

Und Allâh weiß es am besten!

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