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Verantwortungsvoller Konsum in der Sunna des Propheten

Verantwortungsvoller Konsum in der Sunna des Propheten

Konsum ist eine der wichtigsten Aktivitäten, auf denen die Weltwirtschaft basiert. Es ist das Ziel wirtschaftlichen Handelns im Allgemeinen und beschreibt den direkten menschlichen Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen zur Befriedigung von Wünschen und Bedürfnissen.

Die Sunna des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) bietet Orientierung für menschliches Verhalten in den Bereichen Ausgaben und Konsum und legt eine Reihe von soliden Konzepten fest, die das Verhalten von Individuen und der Gesellschaft regeln. Im Folgenden werden einige Regeln vorgestellt, die die Grundlage für einen verantwortungsvollen Konsum im Leben eines Muslims bilden.

Regel 1: Mäßigung und Ausgewogenheit:

Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) drückt dies in seinem Bittgebet aus, indem er sagt:

„Und ich bitte Dich um Mäßigung in Armut und Reichtum“ (Ibn Hibbân von Ammâr ibn Yasir).

Ibn Radschab erklärt diesen Hadîth wie folgt: „Mäßigung bedeutet, einen Mittelweg bei den Ausgaben zu finden. Wenn jemand arm ist, sollte er nicht aus Angst vor dem Verlust seines Lebensunterhalts knausern, noch sollte er verschwenderisch sein und sich mehr aufbürden, als er tragen kann. Allâh der Erhabene hat Seinen Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) mit folgenden Worten ermahnt: ‚Und lasse deine Hand nicht an deinem Hals gefesselt sein, strecke sie aber auch nicht vollständig aus, sonst würdest du getadelt und (aller Mittel) entblößt dasitzen‘ (Sûra 17:29). Wenn jemand reich ist, sollte ihn sein Reichtum nicht zu Verschwendung und Übermut verleiten, sondern er sollte auch maßvoll sein. Allâh der Erhabene sagt: ‚Und diejenigen, die, wenn sie ausgeben, weder maßlos noch knauserig sind, sondern den Mittelweg dazwischen (einhalten)‘ (Sûra 25:67).“

Bedeutet Mäßigung in Armut und Reichtum, dass man an einem einzigen Zustand festhält und sowohl in Armut als auch in Reichtum gleich viel ausgibt? Die Antwort ist, dass der Hadîth dies nicht impliziert, wie Ibn Radschab weiter ausführt: „Der Gläubige erhöht seine Ausgaben, wenn er reich ist, im Vergleich zu seinen Ausgaben während der Armut, wie einer der rechtschaffenen Vorfahren sagte: ‚Der Gläubige reagiert mit gutem Benehmen auf das, was Allâh ihm gibt. Gewährt Allâh ihm Reichtum, erweitert er (seine Ausgaben) für sich selbst, und wenn Er ihn einschränkt, schränkt er (seine Ausgaben) für sich selbst ein.‘ Dann rezitierte er das Wort Allâhs des Erhabenen: ‚Der Wohlhabende soll entsprechend seinem Wohlstand (die Aufwendungen) ausgeben. Und wem seine Versorgung bemessen (zugeteilt) wurde, der soll (eben) von dem ausgeben, was Allâh ihm gegeben hat‘ (Sûra 65:7). Aber im Zustand des Reichtums sollte man maßvoll sein und nicht verschwenderisch, wie es die meisten Reichen tun, die durch Reichtum zu Übermut verleitet werden.“

Mäßigung in Reichtum ist besonders wichtig für Vorbilder wie Gelehrte, Herrscher und Reiche, und dies dient tiefgreifenden erzieherischen Zwecken. Alî (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) wurde für seine Sparsamkeit in seiner Kleidung getadelt, obwohl er der Kalif der Muslime war. Er sagte: „Es ist ferner von Hochmut und es ist wahrscheinlicher, dass die Muslime meinem Beispiel folgen“ (Ad-Diyâ in „Al-Muchtâra“). Obwohl Umar ibn Abdulazîz während seiner Herrschaft für seine Selbstbeschränkung kritisiert wurde, betonte er stets: „Wahre Mäßigung zeigt sich im Reichtum und wahre Vergebung zeigt sich dann, wenn man in einer Machtposition ist (und bestrafen könnte).“

Dies war der Zustand, den der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und die rechtgeleiteten Kalifen gewählt hatten. Von ihnen wird nicht berichtet, dass sie sich Luxus in dieser Welt gönnten, obwohl sie wohlhabend waren und es sich leisten konnten. Sie waren Vorbilder für andere.

Regel 2: Nicht alles kaufen, was man begehrt:

Diese Regel wurde von Umar (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) aufgestellt. Es ist keine Aufforderung zur Askese, sondern ein Ratgeber gegen maßlosen Konsum, der uns in einen Strudel aus unkontrollierten Kaufimpulsen, ob nützlich oder unnütz, stürzen kann.

Im Hadîth von Anas heißt es, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Verschwendung ist, alles zu essen, was du begehrst“ (Al-Adâb von Ibn Muflih, schwacher Hadîth).

In einer Überlieferung von Dschâbir heißt es: „Umar ibn Al-Chattâb sah Fleisch in meinen Händen hängen und sagte: ‚Was ist das, Dschâbir?‘ Ich sagte: ‚Ich hatte Lust auf Fleisch, also habe ich es gekauft.‘ Er sagte: ‚Kaufst du alles, was du begehrst, Dschâbir? Fürchtest du nicht diese Âya: »Ihr habt eure guten Dinge im diesseitigen Leben dahingehen lassen und sie genossen« (Sûra 46:20).“

Ein vernünftiger Mensch erzieht sich selbst, indem er sich von Zeit zu Zeit bestimmte Begierden versagt, damit sie keine Macht über ihn gewinnen und er nicht von ihnen überwältigt wird. Wenn die Seele nicht auf diese Weise diszipliniert wird, werden ihre Gewohnheiten stärker, und es wird für ihren Besitzer schwierig, ihnen zu widerstehen.

Regel 3: Nutze deinen Reichtum für deine Armut:

Diese Regel ist Teil eines Hadîth, überliefert von Ibn Abbâs bei Al-Hâkim in „Al-Mustadrak“. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Nutze fünf Dinge, bevor fünf andere eintreten: Deine Jugend vor deinem Alter, deine Gesundheit vor deiner Krankheit, deinen Reichtum vor deiner Armut, deine Freizeit vor deiner Beschäftigung und dein Leben vor deinem Tod.“

Dieses prophetische Prinzip betont die Vergänglichkeit von Reichtum und lenkt den Blick des klugen Menschen auf dessen sinnvolle Verwendung. So soll er seinen Wohlstand für das Seelenheil im Jenseits einsetzen und gleichzeitig seinen irdischen Bedarf decken.

Wie viele Menschen haben wir gesehen, denen Allâh der Erhabene Reichtum geschenkt hat, doch sie waren nicht dankbar für diese Gunst. Statt ihren Besitz weise zu nutzen, verschwendeten sie ihr Geld bedenkenlos. Als sie schließlich verarmten, bereuten sie es zutiefst, doch da war Reue nicht mehr von Nutzen. Die Weisen sagten: „Wenn der Wind weht (und dich vorantreibt), so nutze ihn, denn jeder Windstoß wird zur Ruhe kommen. Vergiss nicht, Gutes zu tun, während er weht, denn du weißt nie, wann die Ruhe eintreten wird. Wenn deine Hände erfolgreich sind, sei nicht nachlässig, denn der Lauf der Zeit hat die Gewohnheit zu täuschen.“

Regel 4: Verschwendung wird von Allâh verabscheut:

Unter den Dingen, die Allâh verabscheut und an Seinen Dienern missbilligt, ist es, wenn Er ihnen Reichtum zuteilwerden lässt und sie ihn dann für Dinge verschwenden, die Er ihnen verboten hat oder die ihnen keinen Nutzen bringen. Auf diese Weise verwandelt sich der Reichtum von einem Geschenk der Dankbarkeit in ein Mittel für Sünde und Undankbarkeit.

Al-Buchârî überliefert in „Al-Adab Al-Mufrad“ von Al-Mughîra ibn Schu‘ba, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Allâh hat euch wahrhaftig die Undankbarkeit gegenüber der (eigenen) Mutter, das Begraben lebender Mädchen sowie das Verwehren von Gaben und die unrechtmäßige Forderung milder Gaben verboten. Und Er verabscheut das Geschwätz, das häufige Fragen und die Verschwendung von Besitz!“

Imâm Al-Chattâbî erläutert in „Alâm Al-Hadîth“ (Kommentar zu Sahîh Al-Buchârî) die Bedeutung des Begriffs „Verschwendung von Besitz“ folgendermaßen: „Es gibt verschiedene Arten der Verschwendung, die alle darauf hinauslaufen, Geld unsachgemäß auszugeben, indem man es für ungeeignete Zwecke verwendet und es von seinem eigentlichen Nutzen abwendet. Dazu gehört beispielsweise, bei Bauprojekten über die Grenzen der Sparsamkeit hinauszugehen, ebenso wie bei Kleidung und Möbeln, Gebäude mit Gold zu verzieren, Kleidung zu besticken oder Decken zu vergolden. Auch das Anvertrauen von Geld an unzuverlässige Personen und das Übervorteiltwerden bei Einkäufen und anderen Transaktionen zählen zur Verschwendung von Besitz.“

Wie vielfältig sind die Möglichkeiten der Geldverschwendung in unserer Zeit! Wenn Al-Chattâbî im 4. Jahrhundert nach der Hidschra, also vor mehr als tausend Jahren, vier Arten der Geldverschwendung aufzählte, so würden wir heute, wenn wir sie aufzählen wollten, Hunderte, ja Tausende finden.

Jeder Mensch mit gesundem Verstand und vernünftigem Urteilsvermögen kann zwischen sinnvollen Ausgaben und leichtsinnigem Konsum unterscheiden. Daher ist es nicht notwendig, die Arten der Geldverschwendung im Detail aufzuzählen.

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