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Kritisieren von Gelehrten – Herbeiführung eines förderlichen Nutzens oder Auslebung von Rachegelüsten?

Frage

Darf ich die Fatwas von Gelehrten, die bei Fernsehkanälen auftreten und nicht dem Verständnis der rechtschaffenen frühen Gelehrten folgen, kritisieren, meine Freunde vor ihnen warnen und dass wir die Fatwas, die sie erteilt haben, gründlich untersuchen oder – besser ausgedrückt – ihre Schwächen und Fehler darlegen? Oder gilt dies als Form der verbotenen üblen Nachrede?

Antwort

Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!

Zweifelsohne haben die Wissenden im Islâm einen äußerst hohen Stellenwert. Denn sie sind die Erben der Propheten und diejenigen, die den Menschen die Religion vermitteln. Und sie sind es, die Allâh der Erhabene als Zeugen für seine Einheit nennt, wobei Er ihr Bezeugen gemeinsam mit Seinem eigenen Bezeugen und dem Bezeugen der Engel erwähnt. So sagt der Erhabene:

„Allâh bezeugt, dass es keinen Gott gibt außer Ihm; und (ebenso bezeugen) die Engel und diejenigen, die Wissen besitzen...“ (Sûra 3:18).]

Wenn das Kritisieren der Gelehrten und ihrer Meinungen dem Zweck dient, sie für unglaubhaft zu erklären, sie öffentlich zu beschimpfen, ihr Ansehen zu schädigen, sie zu entehren sowie ihren versehentlichen Irrtümern und Fehlern nachzugehen, dann gilt Folgendes: So etwas darf ein Muslim nicht einmal mit seinen muslimischen Brüdern aus den Reihen der Allgemeinheit der Muslime tun. Und das Verbot ist noch strenger und stärker, wenn es um Gelehrte geht. So überlieferten der Imâm Ahmad wie auch die Autoren der Sunna-Werke von Ibn Umar  möge Allah mit ihnen zufrieden sein, dass Allâhs Gesandter (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte:

„O ihr Schar derer, die mit ihrer Zunge den Glauben bekundet haben, wobei der Glaube noch nicht in ihre Herzen eingedrungen ist! Lästert nicht über die Muslime und geht nicht ihren Mängeln nach! Denn wahrhaftig! Wer dem Mangel seines Bruders nachgeht, dessen Mangel geht Allâh nach, bis Er ihn in seinem Haus bloßstellt.“

Ibn Asâkir sagte: „Die Würde der Gelehrten ist wahrhaftig doppelt unantastbar. Und die gewöhnliche Vorgehensweise Allâhs, ihre Schmähenden bloßzustellen, ist bekannt. Wer also seiner Zunge dabei freien Lauf lässt, Gelehrte zu schmähen, den sucht Allâh der Allmächtige und Majestätische vor dessen Ableben damit heim, dass sein Herz stirbt.“

Wenn es jedoch dem Zweck dient, einen förderlichen Nutzen zu erzielen und den Fehler auf respektvolle Art und Weise darzulegen, dann gibt es nichts daran auszusetzen, und es ist sogar etwas, was von der Scharia verlangt wird. Denn wer etwas von Allâhs Religion kennt, der muss es den Menschen erklären. Und wenn man hört, dass einer der Gelehrten einen Fehler gemacht hat, dann muss er ihm seinen Fehler mit Weisheit und Respekt unter Erwähnung der islâmischen Belege und Gelehrtenaussagen darlegen.

Auf eben diese Art erhoben die frühen Gelehrten auf respektvolle Art Einwände gegeneinander. Das Gleiche gilt für die bedeutenden Imâme. Und die Hadîth-Gelehrten pflegten die Fehler manch eines Überlieferers und die Korrektheit der Überlieferung eines anderen darzulegen.

Und Allâh weiß es am besten!

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